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Warum Lob entscheidend für Mitarbeiterbindung ist

  • Autorenbild: Doris Lindner
    Doris Lindner
  • 14. Okt.
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 2 Tagen

Mitarbeiterbindung als Herausforderung für KMU


Montagmorgen, Produktionshalle. Ein Mitarbeiter hat die Nachtschicht durchgezogen, Probleme gelöst, den Auftrag gerettet. Am nächsten Tag fragt er sich: Hat das eigentlich jemand bemerkt? Oder ist es egal?


Genau solche Momente entscheiden, ob Menschen bleiben oder innerlich kündigen. Mitarbeiterbindung entsteht nicht durch große Programme, sondern durch kleine Zeichen im Alltag: Ein ehrliches Lob, ein kurzes „Danke“ oder die klare Botschaft, dass Einsatz gesehen wird.


Gerade in technischen Branchen wird Leistung oft als selbstverständlich betrachtet. Doch wo Wertschätzung fehlt, geht schnell das Gefühl verloren, gebraucht und gewollt zu sein. Und das ist der Anfang vom Ende, noch bevor Gehalt oder Karriere eine Rolle spielen.


👉 Welche Rolle Wertschätzung in der aktuellen Forschung spielt und wie stark sie Bindung beeinflusst, liest du hier: Mitarbeiterbindungsstudie 2025 - Was die Studien wirklich zeigen. (ab dem 9. Dezember 2025)



Geschäftsmann lobt Mitarbeiterin im Teammeeting – Handschlag und Applaus als sichtbares Zeichen von Wertschätzung und Anerkennung
Ein ehrliches Lob stärkt die Bindung: Sichtbare Wertschätzung motiviert und verbindet Teams.




Studienlage: Wie Lob Bindung stärkt


  • IW Köln 2025: Nur 59 % der Beschäftigten fühlen sich ihrem Arbeitgeber verbunden. Das heißt: Vier von zehn denken bereits über Wechsel nach. Studie lesen


  • Randstad Arbeitsbarometer 2025: 41 % der Mitarbeitenden fühlen sich nicht wertgeschätzt. Fehlendes Lob und mangelnde Anerkennung sind dabei zentrale Gründe. Studie lesen


  • Gallup Engagement Index: Fehlendes Lob gehört zu den Hauptursachen für innere Kündigung - Mitarbeitende sind zwar körperlich anwesend, aber innerlich längst auf dem Absprung. Studie lesen


Die Botschaft ist klar: Wo Lob fehlt, geht Bindung verloren.


Und das ist kein „weiches“ Thema, sondern knallhartes Business. Denn Fluktuation kostet KMUs Geld, Know-how und Teamstabilität. Umgekehrt: Lob ist einer der einfachsten Hebel, um Mitarbeiterbindung spürbar zu stärken.


👉 Lies auch: Die häufigsten Fehler beim Loben - und wie du sie vermeidest, damit dein Lob wirklich ankommt und nicht das Gegenteil bewirkt.



Praxisbeispiele: Wie Lob im Alltag Bindung stärkt


Beispiel 1: Wenn Wertschätzung nicht ausgesprochen wird

In einem meiner 360°-Feedback-Prozesse erzählte mir ein Abteilungsleiter voller Stolz, wie sehr er sein Team schätze. Er sprach in den höchsten Tönen von den Projekten, die sie trotz schwieriger Rahmenbedingungen erfolgreich gestemmt hatten.


Wenig später saß ich mit seinem Team zusammen und hörte ein ganz anderes Bild.

Mehrere Mitarbeitende berichteten, dass sie sich von ihrer Führungskraft nicht anerkannt fühlten. Sie hätten das Gefühl, ihre Leistungen gingen unter, und niemand sehe, wie viel Einsatz sie täglich brächten. Ein Mitarbeiter sagte sogar, dass er ernsthaft darüber nachdenke, sich etwas Neues zu suchen - nicht, weil die Aufgaben nicht spannend wären, sondern weil das Klima so demotivierend sei.


💡 Was dieses Beispiel zeigt: Wertschätzung muss sichtbar und hörbar sein. Wer Lob nur denkt, stärkt keine Bindung.


👉 Wie du statt klassischem Feedback zukunftsorientiert arbeiten kannst, zeige ich im Beitrag Feedforward vs Feedback.


Beispiel 2: Wenn Wertschätzung trägt - gerade in der Krise

Vor einiger Zeit habe ich zwei Abteilungsleiter in einem Produktionsunternehmen begleitet. Beide im technischen Bereich, beide mit ähnlichen Teams und identischen Rahmenbedingungen.


Doch in ihrem Führungsstil unterschieden sie sich deutlich.

Der eine hatte eine enge, vertrauensvolle Beziehung zu seinem Team aufgebaut. Man sprach offen miteinander, lachte, war klar, wenn es nötig war. Der andere war stark auf Prozesse fokussiert: technisch top, pflichtbewusst, aber eher sachlich-distanziert in seiner Führung.


Dann kam wirtschaftlicher Druck. Mehr Output, weniger Spielraum. Beide standen unter denselben Bedingungen mit dem Rücken zur Wand.


Und doch:

  • Im ersten Team herrschte zwar Stress, aber man rückte zusammen. „Der kann doch auch nichts dafür“, sagte ein Mitarbeiter. „Wir müssen da gemeinsam durch.“

  • Im zweiten Team dagegen stand die Führungskraft allein. Der Druck von oben kam an und wurde von unten zurückgeschoben. Sie wurde zum Blitzableiter für alle.


💡 Was dieses Beispiel zeigt: Echte Mitarbeiterbindung entsteht nicht in der Krise, sondern davor - durch Wertschätzung und Vertrauen im Alltag. Wer rechtzeitig investiert, hat in schwierigen Zeiten ein Team, das trägt.


Beispiel 3: Wenn fehlendes Feedback neue Mitarbeitende vertreibt

Ein weiteres Beispiel erlebte ich in einem Unternehmen, das gerade neue Fachkräfte dringend brauchte. Ein junger Mitarbeiter startete hochmotiviert in seiner neuen Rolle. Er bekam eine kurze Einführung und sollte dann loslegen. Rückmeldungen oder klare Orientierung? Fehlanzeige.


Die Führungskraft vertrat die Haltung: „Nicht geschimpft ist gelobt genug.“ Ein Satz, den ich in fast jedem deutschen Dialekt schon gehört habe. Für sie war Schweigen gleichbedeutend mit Anerkennung.


Für den neuen Mitarbeiter war es das Gegenteil. Er wusste nie, ob er auf dem richtigen Weg war, schwamm durch den Alltag und verlor nach und nach seine Motivation. Noch in der Probezeit kündigte er. Im Exit-Gespräch stellte sich heraus: Es lag nicht am Job, sondern daran, dass er keinerlei Rückmeldung bekommen hatte.


💡 Was dieses Beispiel zeigt: Gerade neue Mitarbeitende brauchen Orientierung und Lob. Wer sie in den ersten Monaten ohne Feedback lässt, riskiert, sie schneller zu verlieren, als man sie gefunden hat.


👉 Mehr dazu liest du im Beitrag Feedback richtig geben.


👉 Mehr zur Unterscheidung zwischen Lob, Anerkennung und echter Wertschätzung findest du hier: Lob, Anerkennung, Wertschätzung - was ist der Unterschied?



Fazit – Mitarbeiterbindung beginnt mit Sprache


Lob ist kein „Nice-to-have“. Es ist ein strategischer Schlüssel für Mitarbeiterbindung - gerade in KMUs, die nicht mit Konzern-Benefits mithalten können. Wer Wertschätzung konkret und regelmäßig zeigt, gewinnt Loyalität, Motivation und Stabilität.


Oder kurz gesagt: Mitarbeiterbindung beginnt mit Sprache - und mit dem Mut, Lob auszusprechen. 


👉 Vertieft erfährst du das im Artikel Kommunikation als Führungskraft.



Deine Fragen – meine Antworten zu Lob und Mitarbeiterbindung


Was ist wichtiger - Lob oder Gehalt für Mitarbeiterbindung?

Beides spielt eine Rolle. Studien zeigen aber: Wenn Wertschätzung fehlt, reicht selbst ein gutes Gehalt nicht aus, um Mitarbeitende langfristig zu binden. Lob wirkt direkt auf Motivation und Verbundenheit.


Welche Rolle spielt Lob in technischen Branchen wie IT und Maschinenbau?

Gerade dort ist Lob oft Mangelware, weil fachliche Perfektion selbstverständlich erwartet wird. Wer hier bewusst Wertschätzung formuliert, hebt sich sofort positiv ab und stärkt die Bindung im Team.


Wie kann ich in kleinen Teams für mehr Wertschätzung sorgen?

Kleine Teams haben den Vorteil, dass Anerkennung sehr persönlich sein kann: ein ehrliches Dankeschön im Alltag, ein kurzes Feedback nach einem Projekt oder das bewusste Wahrnehmen von Extra-Einsatz. Entscheidend ist, dass Lob konkret, zeitnah und ehrlich kommt.


Wie oft sollte man loben, ohne dass es unglaubwürdig wirkt?

Regelmäßig und situationsbezogen. Lob verliert an Wirkung, wenn es mechanisch wirkt. Entscheidend ist die Echtheit und die Verknüpfung mit einer konkreten Beobachtung.


Wie kann ich Wertschätzung konkret formulieren?

Statt eines allgemeinen „Gut gemacht“ wirkt ein spezifisches Lob stärker: „Deine Präsentation hat das komplexe Thema so klar dargestellt, dass auch Kollegen aus anderen Abteilungen es sofort verstanden haben.“



Du möchtest wissen, wie Lob und Wertschätzung in deinem Unternehmen gezielt Mitarbeiterbindung stärken können?


Dann lass uns darüber sprechen: In einem unverbindlichen Videocall schauen wir uns deine Situation an und ich zeige dir konkrete Ansätze für deine Führungspraxis.





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Quellen

  • IW Köln (2025). Arbeitsmotivation und Arbeitgeberbindung in Deutschland. Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Verfügbar unter: PDF-Link

  • Randstad (2025). Randstad Arbeitsbarometer 2025. Randstad Deutschland. Verfügbar unter: PDF-Link

  • Gallup (2024). State of the Global Workplace Report 2024. Gallup. Verfügbar unter: Webseite



🎯 Für Führung, die wirkt - und Teams, die bleiben.

 Deine Doris von Your Business Coach



Die erfahrene Leadership-Trainerin und Systemische Business Coach Doris Lindner im Führungscoaching
Foto: Irmi Sinnesbichler

Autorin:


Doris ist erfahrene Leadership-Trainerin und systemische Business Coach mit einem Herz für KMUs. Aufgewachsen in einem Familienunternehmen, weiß sie, wie entscheidend gute Führung für den Erfolg eines Teams ist.


Aus eigener Erfahrung als Führungskraft auf Bereichsleiterebene kennt sie die täglichen Herausforderungen von Führung - besonders in technischen Unternehmen. Sie hilft Führungskräften, Vertrauen aufzubauen, Mitarbeiter zu halten und echte Leadership-Skills zu entwickeln.



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