Selbstreflexion für Führungskräfte - Wenn du dir selbst im Weg stehst
- Doris Lindner
- 13. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Sept.
Erwartungen an Führungskräfte: Teil 5
Kennst du das auch?
Du hast geliefert, alles vorbereitet, alles gegeben. Und trotzdem sitzt du danach da - mit dem nagenden Gefühl: Hätte besser sein können.
Du überlegst, was du vergessen haben könntest. Was die anderen vielleicht gedacht haben. Ob du wirklich souverän gewirkt hast.
Nach außen: professionell.
Nach innen: Zweifel, Druck, Selbstkritik.
Dann lies jetzt weiter.
Denn wer als Führungskraft wirksam sein will, muss verstehen, wie stark der eigene Anspruch das eigene Handeln prägt.
In diesem Beitrag geht es um die unsichtbare Erwartung, die oft am meisten wiegt: die an dich selbst. Und darum, wie du damit aufhörst, dir selbst im Weg zu stehen.

Inhaltsverzeichnis
Tobias im Tunnel: Erfolg nach außen, Druck nach innen
Die stille Erwartung: Ich muss das alles können
Selbstreflexion für Führungskräfte - warum sie so wichtig ist
Was passiert, wenn wir uns selbst überfordern
Wie Tobias beginnt, anders mit sich umzugehen
Was du aus seiner Geschichte mitnehmen kannst
Tobias im Tunnel: Erfolg nach außen, Druck nach innen
Tobias hat sich vorbereitet. Die Präsentation vor der Geschäftsleitung läuft sachlich und strukturiert. Die Fragen beantwortet er souverän, das Feedback ist positiv.
Und trotzdem sitzt er danach an seinem Schreibtisch, mit dem Gefühl: Nicht genug. Nicht überzeugend. Nicht klar genug.
Ein Kollege klopft ihm auf die Schulter: „Gut gemacht.“ Tobias lächelt - und glaubt es nicht.
Die stille Erwartung: Ich muss das alles können
Tobias ist engagiert, gewissenhaft und leistungsorientiert - nicht ohne Grund wurde er Führungskraft.
Aber gerade deshalb setzt er sich selbst unter massiven Druck. Ohne es wirklich zu merken, lebt er mit inneren Überzeugungen wie:
„Ich darf keine Fehler machen.“
„Ich muss das alleine schaffen.“
„Ich darf keine Schwäche zeigen.“
„Ich muss immer alles im Griff haben.“
Diese Erwartungen sind nicht laut. Sie wirken leise, aber konsequent und bestimmen, wie Tobias führt.
Selbstreflexion für Führungskräfte - warum sie so wichtig ist
Viele Führungskräfte denken, sie müssen vor allem im Außen bestehen: für das Team, für die Zahlen, für die Geschäftsleitung.
Doch der wahre Hebel liegt oft im Inneren:
Wie denke ich über mich selbst? Was erwarte ich wirklich?
Selbstreflexion heißt: Innehalten. Sich beobachten. Ehrlich hinschauen.
Nur wer sich selbst erkennt, kann auch klar führen - ohne sich ständig selbst im Weg zu stehen.
Was passiert, wenn wir uns selbst überfordern
Tobias kontrolliert mehr, als er müsste.
Er delegiert weniger, als sinnvoll wäre.
Er fragt selten nach Hilfe, aus Angst, inkompetent zu wirken.
Er ist erschöpft, aber gibt weiter alles. Weil er glaubt, das sei „Führung“.
Führung wird zum Kraftakt, nicht zur Wirkung.
Das Team spürt den Druck. Die Beziehung zu Kolleg*innen bleibt oberflächlich. Tobias funktioniert - aber er führt nicht mehr bewusst.
Wie Tobias beginnt, anders mit sich umzugehen
Im Coaching spricht Tobias zum ersten Mal laut aus:
„Ich glaube, ich bin für mich selbst nie gut genug.“
Das ist der Wendepunkt.
Er beginnt, sich zu beobachten: Woher kommt dieser Anspruch? Wem will er etwas beweisen?
Er erlaubt sich, nicht alles zu wissen. Er gibt Aufgaben ab. Er hört seinem Team wieder zu - ohne innerlich mit sich beschäftigt zu sein.
Und er merkt: Es wird leichter.
Was du aus seiner Geschichte mitnehmen kannst
Vielleicht erkennst du dich in Tobias wieder - in Teilen, in Momenten, in Gedanken.
Dann frag dich:
Welche Erwartungen stelle ich an mich - bewusst oder unbewusst?
Würde ich diese Maßstäbe auch an Kolleg*innen anlegen?
Was darf ich mir selbst erlauben, um als Führungskraft gesund und wirksam zu bleiben?
Selbstreflexion für Führungskräfte – Übung & Impulsfragen
Nutze diese Fragen für dich oder in einem geschützten Austausch mit Kolleg*innen oder Coach:
Mit welchen Gedanken setze ich mir selbst unter Druck?
Wo liegt mein Fokus: auf Kontrolle? Oder auf Vertrauen?
Was würde ich tun, wenn ich mir weniger beweisen müsste?
Wo kann ich ab morgen eine Sache leichter machen - ohne Wirkung zu verlieren?
Fazit: Selbstführung ist die Grundlage jeder guten Führung
Tobias hat verstanden: Führung beginnt nicht mit Methoden, Tools oder Strategien.
Sondern mit dem Mut, ehrlich mit sich selbst zu sein.
Er darf lernen. Auch als Führungskraft. Und du auch.
👉 Weshalb Selbstreflexion ohne klare Kommunikation ins Leere läuft, erfährst du im Beitrag Klare Kommunikation in KMU-Teams
Vorschau auf Teil 6: Die Wende - Wie Tobias beginnt, wirklich zu führen
Im nächsten Teil liest du, wie Tobias aus all den Perspektiven konkrete Veränderungen ableitet - und wie er beginnt, Führung mit Haltung zu gestalten: in seinem Team, mit der Geschäftsleitung und unter Kolleg*innen.
Wenn du die komplette Reihe zu den Erwartungen an Führungskräfte lesen möchtest, dann starte hier
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🎯 Für Führung, die wirkt - und Teams, die bleiben.
Deine Doris von Your Business Coach

Autorin:
Doris ist erfahrene Leadership-Trainerin und systemische Business Coach mit einem Herz für KMUs. Aufgewachsen in einem Familienunternehmen, weiß sie, wie entscheidend gute Führung für den Erfolg eines Teams ist.
Aus eigener Erfahrung als Führungskraft auf Bereichsleiterebene kennt sie die täglichen Herausforderungen von Führung - besonders in technischen Unternehmen. Sie hilft Führungskräften, Vertrauen aufzubauen, Mitarbeiter zu halten und echte Leadership-Skills zu entwickeln.